Der Tennissport in Dorsten ist sehr lebendig. Die Zeitung und die sozialen Netzwerke sind voll mit tollen Berichten über das Abschneiden der Dorstener Teams bei den Mannschaftswettbewerben, die vielen von unseren Vereinen ausgerichteten Turniere und sonstigen Events und das Abschneiden einiger hervorstechender Einzelkönner.

Unsere Vereine sind mit ihren Mannschaften nicht nur in der Breite sehr gut vertreten, sondern sowohl im Jugend- als auch im Erwachsenenbereich nicht nur auf Kreis- und Bezirksebene, sondern zum Teil auch auf westfälischer Verbandsebene und sogar darüber hinaus konkurrenzfähig.

Der sportliche Erfolg ist dabei natürlich nicht nur Ausdruck einer hervorragenden und motivierenden Trainingsarbeit, die einige sehr gute Coaches in den Vereinen leisten, sondern zu allererst auch dem Einsatz der vielen ehrenamtlich tätigen Sportfreunde zu verdanken, die sich mit unermüdlicher Leidenschaft um die strukturellen Grundlagen für den Tennissport und das Vereinsleben in ihren Clubs bemühen. Es ist besonders erfreulich zu sehen, dass an manchen Stellen auch engagierter Nachwuchs in zumindest einige der vielen notwendigen Ehrenämter hineinwächst.

Die Mitgliederzahlen im Tennisbezirk Münsterland, zu dem die Stadt Dorsten zählt, sind im Jahr 2017 erstmals seit 1994 leicht gestiegen und unser Bezirk ist damit der einzige im Westfälischen Tennisverband, in dem eine positive Mitgliederentwicklung zu verzeichnen war. Daran haben auch einige der Dorstener Vereine einen Anteil. Mit den Tennisfreunden Wulfen hat zudem ein Dorstener Club 2016 den Titel als Verein des Jahres im Westfälischen Tennisverband gewinnen können.

Bei alldem hätte man eigentlich berechtigterweise die Hoffnung hegen können, dass sich diese allgemein recht positive Entwicklung auch in den Meldezahlen für die Stadtmeisterschaften niederschlagen würde. Davon kann allerdings sowohl bei den Erwachsenen als auch bei der Jugend leider keine Rede sein. Im Gegenteil: es wurde wohl eher ein neuer Tiefpunkt erreicht. Eine dreistellige Meldezahl lag jeweils in weiter Ferne. In den offenen und höheren Altersklassen haben sich zusammengerechnet nicht einmal 60 Teilnehmer für die Einzelkonkurrenzen gemeldet, bei der Jugend, für die die Stadtmeisterschaft erstmals als LK-Turnier angeboten wird, waren es nur knapp 70.

Dabei verfügen die elf Dorstener Vereine nach ihren in diesem Sommer dem Verband gemeldeten Zahlen über zusammengerechnet fast 2300 Mitglieder, 570 im Alter zwischen 7 und 18, rund 400 zwischen 19 und 40 und über 1300 in den Jahrgängen darüber. Nicht wenige Aktive sind dabei sicherlich doppelt gezählt, da sie Mitglieder in zwei Vereinen sind, und es mögen auch einige „Passive“ und vielleicht auch noch „Karteileichen“ dabei sein. Aber es waren für den Spielbetrieb im Sommer auch insgesamt 82 Teams in den offenen und höheren Altersklassen sowie im Breitensportspielbetrieb gemeldet – also mehr Mannschaften, als es Einzel-Teilnehmer bei der Stadtmeisterschaft in Wulfen gab. Ganz besonders bei den Damen – und rund 40 % der Dorstener Vereinsmitglieder sind weiblichen Geschlechts – aber auch bei den Herren jenseits der 40, 50 und 60 sind sind die Felder gemessen am vorhandenen Mannschafts- und Spielerreservoir überaus dürftig. Auch die „Ausbeute“ bei den Junioren ist im Verhältnis zu den rund 50 an den Start gegangen Jugendteams nicht berauschend. Eine Juniorinnen U18 – Konkurrenz kam für die diesjährige Jugendstadtmeisterschaft im Sommer überhaupt nicht zustande, bei den Junioren U18 gehen ganze vier Teilnehmer an den Start. Außerdem gibt auch die Tatsache, dass für einige unserer elf Clubs – trotz nicht weniger potenzieller Kandidaten in ihren Reihen – so gut wie niemand für die Stadtmeisterschaften gemeldet hat bzw. wurde, sehr zu denken.

Wieso zeigt sich die sonst so lebendige Tennisstadt Dorsten bei den Stadtmeisterschaften so verhältnismäßig träge?

Sind es die (allerdings fast alternativlosen) Termine am Ende einer für manchen vielleicht zu langen Saison, die aber bereits im Vorjahr im Rahmen einer Fachschaftssitzung unter den Vereinen abgestimmt wurden und seit Jahresbeginn öffentlich waren? Ist es die große Konkurrenz durch spezifischere Angebote in der gewachsenen LK- und Ranglisten-Turnierlandschaft? Oder haben viele nicht mehr die Zeit und Lust oder Geduld, sich für ein über zwei Wochenenden laufendes Turnier einem natürlich auch wetterbedingt nicht immer ganz gewissen Zeitplan unterzuordnen, obwohl die Ausrichter inzwischen ganz selbstverständlich anbieten und versuchen, allen Terminwünschen der Teilnehmer gerecht zu werden?

Zählt hier das olympische Motto „Dabei sein ist alles!“ für viele nichts mehr? Und ist ein Stadtmeistertitel allein – ohne die Aussicht auf eine möglichst große LK- oder Ranglisten-Punkte-Ausbeute oder gar ein Preisgeld –  heute nichts mehr wert? Oder weswegen bleiben gerade die (vermeintlichen) Dorstener Spitzenspielerinnen und -Spieler mit ganz wenigen positiven Ausnahmen (wie etwa Bastian Beck) den lokalen Titelkämpfen regelmäßig fern?

Gibt es irgendwelche Fehler in der Organisation? Müssen die Konkurrenzen etwa noch differenzierter ausgeschrieben werden? Ist das im Vergleich zu anderen LK-Turnieren eigentlich sehr niedrige Startgeld zu hoch oder sind die Siegerpreise zu geringwertig? Wurde zu wenig oder zu spät Werbung für die Stadtmeisterschaften gemacht?

Muss für die Zukunft vielleicht doch wieder darüber nachgedacht werden, ob man die Stadtmeisterschaften auf ein Wochenende reduziert, sie ganz oder in einigen Konkurrenzen für auswärtige Spieler öffnet oder – dann sicher auch zum Teil aus höheren Startgeldern zu finanzierende – Siegprämien auslobt, um zumindest die Felder dichter und sportlich attraktiver zu gestalten?

Viele offene Fragen. Auf einige davon werden die Dorstener Vereine – aber auch die einzelnen Sportlerinnen und Sportler für sich – bald Antworten finden müssen, wenn sie wollen, dass auch die Stadtmeisterschaften weiter lebendig bleiben.